Patientenlagerung einfach erklärt

Stell Dir mal vor, Du sollst mehrere Stunden auf einer harten Unterlage liegen und darfst Dich nicht bewegen. Nach kurzer Zeit würden sich die ersten Schmerzen äußern und Dein Körper signalisiert Dir, dass Du besser eine andere Position einnimmst, weil er sonst Schaden davon nimmt. So etwa ergeht es einem Patienten, der auf dem Operationstisch liegt, mit dem Unterschied, dass dieser für gewöhnlich narkotisiert ist. Das bedeutet aber auch, dass er sich nicht bewegen kann und keine andere Position einnehmen kann. Daher ist es so wichtig, dass der Patient vor der Operation so gelagert wird, dass er keinen Schaden nehmen kann.

Nicht gerade bequem...
Sieht ja nicht gerade bequem aus, oder?

Doch bevor es mit der Operation losgehen kann, muss sichergestellt werden, dass auch das Richtige und der Richtige operiert wird. Ich erwähne es in dieser Rubrik, weil es auch zu einer optimalen Operationsvorbereitung gehört. Es ist also vorher zu überprüfen, dass beispielsweise bei den Extremitäten oder bei einem Leistenbruch die richtige Körperseite operiert wird. Hier sollte man die Seite mit einem nicht ablösbaren Stift markieren solange der Patient noch wach ist. So kann dieser noch widersprechen, falls man die falsche Seite markieren will. Außerdem kann man auch die Gegenseite „blockieren“, zum Beispiel durch das Anziehen eines Kompressionsstrumpfes.

Auf einer meiner Stationen sollten mal zwei Patienten auf eine Schilddrüsenoperation vorbereitet werden. Da dem einen von beiden übel war und er sich übergeben hatte, herrschte viel Durcheinander unter den Pflegenden, die die Sauerei beseitigen mussten und außerdem noch kurz vor der Übergabe standen. Schließlich rief der OP nach dem ersten Patienten. Also schnappten sich die Schwestern die OP-Unterlagen und den kotzenden Patienten und brachten ihn zur OP. Alles wurde entsprechend vorbereitet, der Anästhesist blickte auf die Unterlagen und begrüßte den Patienten mit einem fröhlichen: „Guten Tag Herr Meier!“. „Nein, Müller!“, entgegnete dieser. Und da wurde es allen klar: Entweder, sie hatten den falschen Patienten oder die falschen Unterlagen. Seither wird dort peinlich darauf geachtet, dass immer die Identität des Patienten beim Einschleusen in den OP geprüft wird. Wenn das nicht getan worden wäre, dann wäre der Patient wahrscheinlich narkotisiert und intubiert worden, gelagert und abgedeckt, bevor der Operateur dazu gekommen wäre, der dann vermutlich auch nicht mehr gemerkt hätte, dass hier der falsche Patient vor ihm liegt.

Doch nun zur Lagerung des Patienten. Hier gibt es ein paar einfache Grundregeln zu beachten.

1. Vorbereitung des OP-Tischs

Vor einer OP, bei der durchleuchtet werden könnte, wird im Bereich der Körperpartie, die geschont werden soll eine Röntgenmatte auf den Tisch gelegt. Darüber kommt eine Gelmatte, die mit einem Papiertuch mit Wassersperrschicht (Kunststofffolie) bedeckt wird, bevor alles mit einem faltenfreien Stofftuch überdeckt wird.

2. Lagerungsschienen einstellen

Extremitäten müssen bei verschiedenen Lagerungen oft in Arm- oder Beinschalen gelagert werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass Extrempositionen vermieden werden und beispielsweise auch der Kopf nicht an einer Kante überhängt, sondern stabil gehalten wird.

Bei diesen Lagerungsschienen gibt es häufig gleich mehrere Gelenke, die richtig eingestellt werden müssen. Hier kann man auch mal verzweifeln, da man die optimale Einstellung aller Rädchen nicht so hinbekommt, dass die Extremität eine natürlich Haltung einnehmen kann. Hier gibt es einen einfachen Trick. Wenn man das zu zweit einstellen will, dann nimmt einer nur die Schale in der die Extremität liegt, während alle Gelenkarretierungen gelöst wurden. So hält er die Schale einfach locker in die gewünschte Position. Ist diese erreicht, muss der Kollege nur noch alle Arretierungen festziehen und die Lagerung ist perfekt.

3. Auf Kabel und Metalle achten

Bei der Lagerung ist dann peinlichst darauf zu achten, dass der Patient auf keinen Kanten, Kabeln oder Schläuchen liegt. Diese könnten Druckstellen bis hin zu einem Dekubitus verursachen. Auch dürfen durch Klebetücher keine Spannungen an der Haut des Patienten verursacht werden, da sich dadurch Blasen bilden können.

Besonders wichtig ist es auch, dass die Haut des Patienten mit keinen leitenden Gegenständen in Berührung kommt oder sich unter dem Patienten Feuchtigkeit bilden kann. Da bei vielen Operationen nämlich mit Strom, der sogenannten Hochfrequenzchirurgie, geschnitten wird, kann es durch das unkontrollierte Ableiten dieser Elektrizität sogar zu Hautverbrennungen kommen.

4. Vorsicht bei Prothesen

Sind Patienten voroperiert und haben beispielsweise eine Hüftprothese, sollte man darauf achten, dass bestimmte Bewegungen wie starke Beugungen oder Außenrotationen vermieden werden, da es zur Luxation des Hüftgelenks kommen kann. Die Gefahr besteht zum Beispiel bei der Steinschnittlage.

Trotz aller Tipps ist die richtige Lagerung nicht selten kompliziert. Insbesondere, wenn man es alleine versucht. Scheue Dich nicht, nach Hilfe zu fragen, bzw. den Operateur zu bitten, Dir bei den einzelnen Lagerungen alle Dinge zu zeigen, die berücksichtigt werden müssen.

Viel Spaß vor und während der OP wünscht Dir

Dein Dr. Felix Findig