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Die richtige Schmerztherapie

Du kennst ja sicherlich das WHO-Stufenschema zur Schmerztherapie. Deshalb will ich es hier auch gar nicht neu erklären. Solltest Du es doch nicht kennen, dann kannst Du es hier nachlesen.

Schmerz lass nach...
Ein Blick in die Kurve bei der Visite hilft
ist die Schmerztherapie ausreichend oder sind die Medikamente vielleicht gar nicht mehr notwendig?

Mir geht es jetzt darum, Dir zu erklären, wann Du es anwendest, denn ich habe oft beobachtet, dass Kollegen schlichtweg vergessen haben, an die Schmerztherapie zu denken.

Bei allen Patienten, die operiert werden, musst Du sogar schon vor der Operation an die möglichen Schmerzen denken. In einigen Abteilungen erhalten diese Kandidaten daher schon vor dem Eingriff ein Nicht-opioides Analgetikum, in der Regel ein Nichtsteroidales Antirheumatikum (NSAR), das Du von der ersten Stufe des WHO-Schemas kennst. Da diese Medikamente nämlich außerdem entzündungshemmend wirken, wird dadurch die Entstehung des Wundschmerzes aktiv bekämpft bevor er auftritt.

Du solltest (schon alleine damit Du im Dienst in der Nacht nicht von der Schwester geweckt wirst) diese Therapie nach der Operation sofort fortführen lassen und zusätzlich weitere Medikamente (z. B. Opioide der zweiten Stufe) für den Bedarfsfall anordnen, falls die Schmerzen stärker werden.

Und dann kommt der erste postoperative Tag und es geht weiter mit der Schmerztherapie. Deshalb ist es wichtig, bei jeder Visite nach den Schmerzen zu fragen und ggf. die Medikation anzupassen. Das wird aber häufig vergessen. Was dabei auch oft vergessen wird, ist dass man die Schmerzmittel auch wieder reduzieren muss, wenn der Patient gar keine Schmerzen mehr hat.


Dann führt man das Schema einfach rückwärts durch: Als erstes reduziert man die zuletzt angeordneten Medikamente oder setzt diese komplett ab, bis der Patient schließlich gar keine Schmerzmittel mehr braucht.

cave! noceboeffekt

Bei Deiner Visite musst Du aber immer darauf achten, wie Du nach Schmerzen fragst, denn manchmal kann alleine die Frage nach Nebenwirkungen diese auslösen bzw. wahrscheinlicher machen. Diesen Noceboeffekt habe ich übrigens hier schonmal erklärt.

Wenn Du bei Deiner Visite sogar auf einen Patienten triffst, der erst lange nachdenken muss, ob er und wo er denn Schmerzen hat, dann kannst Du fast immer davon ausgehen, dass er gar keine Schmerzen hat. Ein Patient mit Schmerzen muss da nicht drüber nachdenken - er weiß es!

Ein gutes Einfühlungsvermögen wünscht Dir

Dein Dr. Felix Findig


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