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Kommunikation ist wichtig

In keinem anderen Beruf hat man mit so vielen (verschiedenen) Menschen zu tun wie als Arzt. Und damit meine ich nicht nur die Patienten, sondern auch die Kollegen und Pflegekräfte. Mir ist schon im Studium aufgefallen, dass Mediziner eine ganz heterogene Masse sind. Während man andere Studis schon aus der Ferne erkennt, gibt es bei uns eine bunte Mischung und jeder hat sich aus unterschiedlichen Gründen für dieses Fach entschieden. Und jetzt musst Du auch noch mit all diesen unterschiedlichen Menschen arbeiten. Das kann schwierig sein, aber auch ganz einfach. Dumusst nur ein paar einfache Regeln beachten. Und da hilft Dir die Kommunikation! Wie sagte schon Paul Watzlawik: „Man kann nicht nicht kommunizieren!“ Aber wenn Du mich fragst, man kann ziemlich missverständlich kommunizieren...

„Frage“
„Wie war das denn jetzt gemeint?“

1. Mit Patienten reden

Die wichtigste Zeit für einen Patienten im Krankenhaus ist (neben der Essenszeit) die Visite. Diese Gelegenheit mit dem Patienten zu kommunizieren solltest Du nicht ungenutzt verstreichen lassen. Hier kannst Du von Deinem Patienten erfahren, wie es ihm geht und erklären, was an Therapie noch folgt. Beides ist sehr wichtig, denn die simple Frage, „Haben Sie noch Schmerzen?“ zeigt, dass Du Dich um den Patienten kümmerst (Mal ganz abgesehen davon, dass heutzutage keiner leiden sollte und Du dann ggf. die Schmerzmedikation ändern musst oder anderweitig tätig werden solltest). Auch während Du den Patienten untersuchst oder einen Verband wechselst solltest Du verbal kommunizieren, um dem Patienten das Gefühl zu geben, dass er jetzt gerade sehr wichtig für Dich ist. Das geht auch nonverbal, durch entsprechende Gesten und Berührungen.

kommunizieren

Ich hatte mal einen Chefarzt, der das sehr gut konnte. Selbst während der meist ja sehr anonymen Chefarztvisite einmal die Woche, wenn er alle Patienten besuchte und diese ihn teilweise das erste mal sahen. Er nahm häufig die Hand des Patienten und erklärte ihm, was an weiteren Therapien folgt und fand, zu unserer Freude, auch immer ein paar lobende Worte über den Stationsarzt.

So gab er den Patienten immer das Gefühl, sie seien gut aufgehoben, und uns zeigte er, dass er unsere Arbeit schätzte. Nicht nötig zu sagen, dass auch die Schwestern sehr angetan von ihm waren. Ein anderes Beispiel hat mir mal ein internistischer Kollege erzählt. Er hatte versucht, bei einem Patienten den Bluthochdruck einzustellen und änderte zwei Wochen lang fast jeden zweiten Tag die Medikation. Er war schon selbst am Verzweifeln, weil er wirklich alles ausprobierte. Den Rest gab ihm dann aber der Patient selbst, der schließlich nach den besagten zwei Wochen fragte: „Wann beginnt denn endlich die Therapie?“

Und weil es so schön war, noch eine kleine Geschichte aus der Chirurgie. Da hatte ein Kollege auf einer Nachbarstation Visite gemacht, weil der zuständige Arzt krank war. Da er die Patienten noch nicht kannte, hat er sich bei jedem Einzelnen über sein Befinden erkundigt und die Therapie erklärt, ohne auch nur irgendetwas zu ändern. Am nächsten Tag hatte dieser Kollege frei und als der Chef zur Visite kam sagte doch tatsächlich ein Patient: „Nein, von diesem Arzt will ich nicht behandelt werden! Wo ist denn der nette Arzt von gestern, der sich so viel Mühe gegeben hat?“

Merke Dir, dass Dein Wort auch therapeutisch wirken kann. Und damit das funktioniert, muss man natürlich auch verstanden werden. Also lasse alle Fremdwörter und Fachbegriffe weg und erkläre auch mal die Funktionsweise von gewissen therapeutischen Schritten. Wenn ein Patient nämlich verstanden hat, wie die Therapie wirken soll, kann er auch besser mitmachen. Mehr dazu findest Du auch in dem Artikel „Die gute Patientenaufklärung“

2. Mit Kollegen und den Pflegekräften reden

Die größten Probleme im Krankenhaus, entstehen durch Kommunikationsfehler. Es sind nicht immer Behandlungsfehler, aber auch Organisationsfehler können große Probleme verursachen. Hier ist also immer eine gute Kommunikation gefragt. Du hast schließlich mit Menschen zu tun und da sind Missverständnisse vorprogrammiert. Wenn Dir dies bewusst ist, dann kannst Du auch etwas dagegen unternehmen.

Achte also darauf, dass Deine Äußerungen unmissverständlich sind. Treffe klare Anweisungen und fordere klare Antworten auf Deine Fragen. Wenn Du Dir nicht sicher bist, dann frage nach! Und denke auch daran, dass andere Kollegen ein Informationsbedürfnis haben. Informiere also über wichtige Dinge, insbesondere wenn Du kurz davor bist in den OP zu verschwinden.

3. Missverständnisse vermeiden

Egal, ob Du mit Patienten oder Kollegen kommunizierst: Nicht alles, was in der Alltagskommunikation funktioniert, ist im Krankenhaus angebracht. So habe ich die Erfahrung gemacht, dass „Ironie“ nicht von jedem verstanden wird und habe es in der Klinik völlig eingestellt.

ironie

Als ich Famulant auf einer Station der Orthopädie war, wurde ich mal auf eine Nachbarstation gerufen, um dort auszuhelfen. Ich hatte mich wie üblich bei den Schwestern vorgestellt und dann die fehlenden zehn Blutentnahmen gemacht. Als ich fertig war, kam ich mit den Schwestern kurz ins Gespräch. Dann sagte ich am Ende mit einem ironischen Unterton „Auf Nimmer wiedersehen! Hier muss man ja immer soviel Blut abnehmen!“ Und ich lächelte, um die Ironie zu unterstreichen, bevor ich in den OP ging. Später nahm mich dann der Stationsarzt zur Seite und fragte mich, was ich denn auf der Station gemacht hätte, die Schwestern hätten sich an ihn gewendet und gesagt, was dieser Famulant doch für ein arroganter Schnösel wäre. Ich hätte gesagt, ich würde dort nicht mehr helfen wollen. Später sagte mir dann ein Pfleger: „Mach Dir keine Sorgen, die verstehen einfach nicht Deine Art von Humor!“ Gott sei Dank konnte ich das Missverständnis dann wieder durch Wort und Tat beseitigen. Das kann ich Dir auch nur empfehlen. Wenn Du missverstanden wirst, dann erkläre oder entschuldige Dich möglichst immer sofort, bevor Dein Ruf ruiniert ist.

Wie sagt es noch gleich Werner: „Was heißt hier: ja, ja? Ja, ja heißt: Leck´ mich am A****!“ In der Klinik ist es vielleicht nicht genau so, doch „Ja, ja“ ist immer schnell gesagt. Sowohl von Patienten, wie auch von Kollegen. Sei also vorsichtig, bei dieser Antwort! Nachfragen ist hier in jedem Fall angebracht. Besonders wichtig ist das, wenn Du die Identität eines Patienten mit Sicherheit klären willst, weil Du beispielsweise eine Blutkonserve anhängen möchtest. Wenn Du fragst, „Sind Sie am 1.1.1911 geboren?“, antwortet schnell mal jemand mit „ja“. Ich frage daher immer: „Wann sind Sie geboren?“ Dann muss der Patient sein Geburtsdatum nennen und Du kannst es mit Deiner Dokumentation vergleichen. Missverständnisse sind so ausgeschlossen!

4. Wenn Du mal keine Ahnung hast...

Nicht auf jede Frage hast Du gleich die passende Antwort parat. Damit Du aber auch nicht lügen musst, solltest Du in diesem Fall erklären, dass Du Dich erkundigen wirst und sofort zurück kommst, um diese Frage zu beantworten. Selbstverständlich tust Du das dann auch, damit Du das Vertrauen dieser Person nicht enttäuschen musst! Das wäre nämlich noch viel schlimmer als einmal eine Frage nicht gleich beantworten zu können. Detailliertere Informationen dazu, wie Du Lügen gegenüber Patienten vermeiden kannst, findest du in dem Kapitel .

Viel Spaß beim Kommunizieren wünscht

Dein Dr. Felix Findig


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