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Der erste Dienst

Früher oder später kommt der Moment, in dem Du ganz alleine verantwortlich bist für Deine Patienten. Dieser Moment ist spätestens dann da, wenn Du Deinen ersten Dienst machst. Doch in Wirklichkeit bist Du ja gar nicht alleine, sondern hast immer ein paar Kollegen im Hause oder im Hintergrund, die Dir helfen werden.
Und wenn Du Dir mal die Pappnasen aus Deinem Studium anschaust, die auch schon ihren ersten Dienst hinter sich gebracht haben, dann weißt Du auch, dass Du das mindestens genauso gut hin bekommst. Wäre doch gelacht! Und wenn Du das hier liest, dann hast Du ihnen schon einiges voraus, denn je besser Du Dich vorbereitest, umso sicherer kannst Du diesen Dienst erledigen.

Dienstzimmer
"Dein Dienstzimmer bekommt vielleicht nur einen Stern,
dafür ist es aber Dein Reich für die nächsten 24 Stunden!"

Der beste Termin

Der beste Tag für einen Dienst in der Chirurgie ist ein verregneter Tag, an dem die deutsche Nationalmannschaft spielt und verliert. Aber das kann man sich ja nicht wirklich wünschen, oder?
Nehmen wir aber mal den Regentag. An einem solchen Tag bleiben viele Menschen zu Hause und versuchen sich nicht an irgendwelchen gefährlichen Sportarten. Die Patienten mit leichten Bauchschmerzen bleiben auch lieber zu Hause und fahren dann am nächsten Tag zum Hausarzt bevor sie mitten in der Nacht in Deine Notaufnahme kommen. Und wenn Fußball läuft und Deutschland verliert, dann schauen erstmal alle zu Hause fern und starten später auch keinen Autokorso. Das klingt vielleicht hart, aber so sind die Menschen nun einmal und das hat Auswirkungen auf Deinen Dienst. Dumm nur, dass man das Wetter an seinem Dienst nicht beeinflussen kann. Daher kann man leider auch keinen optimalen Zeitpunkt für den ersten Dienst finden.

die beste Zeit in der Notaufnahme

Die Geschichte mit dem Spiel der Nationalmannschaft kann allerdings auch mal nach hinten losgehen. Ich hatte leider Dienst als Deutschland 2006 gegen Schweden spielte und habe keine Sekunde vom Spiel mitbekommen, da pünktlich zum Anpfiff ein Patient eintraf, der vor dem Spiel noch schnell einen Baum mit seiner Motorsäge fällen wollte. Dabei erwischte er allerdings seinen Daumen.
Und zum Ende der Halbzeitpause kam dann eine Patientin, die mir offen sagte: „Ich wollte ja schon am Mittag kommen, doch ich dachte, wenn das Spiel läuft muss ich bestimmt nicht lange warten!“ Recht hatte Sie...

Doch wenn Du für Deinen ersten Dienst eingeteilt wirst, dann ist es eigentlich ein ungeschriebenes Gesetz, dass man den Anfänger in der Unfallchirurgie nicht gerade dann einplant, wenn viel „Arbeit“ zu erwarten ist. Das ist der Fall an Silvester, Karneval, am Schützenfest oder sonst einer Großveranstaltung oder einem Volksfest. Informiere Dich also vorher, welche großen Feste in Deiner Nähe gefeiert werden, bevor Du die Wünsche für Deinen ersten Dienst abgibst.

Lerne immer dazu

Wenn man die alleinige Verantwortung für die Patienten hat, dann muss man auch daran denken, keine zusätzlichen Verantwortungen unnötig auf sich zu laden. Und das heißt, wenn Du das Gefühl hast bzw. weißt, dass es einem Deiner Patienten schlechter geht und er eine schnelle Intervention durch Operation oder einen anderen Eingriff bzw. die Verlegung in eine andere Abteilung bedarf, dann kannst Du immer Deinen Hintergrunddienst ansprechen. Dafür ist er da. Schildere ihm objektiv Deine Befunde und äußere Deine Verdachtsdiagnose bzw. Deine Befürchtungen.

Dies soll nicht dazu dienen, die Verantwortung abzugeben, sondern vor allem dazu, dass Du hinzulernst und erfährst, wie ein erfahrener Facharzt diese Situation einschätzt. Davon kannst Du eine Menge lernen. Es ist ganz natürlich, dass man als Anfänger mehr Fragen hat als ein erfahrener Kollege und das wissen auch die Oberärzte.
Zu guter Letzt solltest Du dann allerdings diese Entscheidung bzw. das Telefonat mit Deinem „Hintergrund“ in der Kurve dokumentieren, damit man Dir nicht vorwerfen kann, nicht den Rat des Facharztes eingeholt zu haben.

Der wichtigste Patient bist Du selbst

Bei allem Einsatz für Deine Patienten – ein Dienst kann sehr lang werden.
Dies bedeutet, dass Du auch mit Deinen Kräften haushalten musst. Wenn Du also kurz davor bist, zu unterzuckern, weil Du schon den halben Tag nur zwischen Notaufnahme, Intensivstation und den peripheren Stationen hin- und her rennst, dann nimm Dir auch mal die Zeit für eine Pause. Iss, wenn Du essen kannst. Wenn Du spürst, dass Dein Körper neue Energie braucht, kann ein Patient auch mal 10 Minuten in er notaufnahme warten, wenn er kein echter Notfall ist.

Diese zehn Minuten wirken manchmal echte Wunder, so dass Du danach wieder viel konzentrierter und schneller Deine Aufgaben erledigen kannst. Lange Rede, kurzer Sinn: „Der wichtigste Patient bist Du selbst!“ Achte darauf, dass Du einsatzfähig bist und bleibst, denn nur so kannst Du Deine Arbeit gut machen und behältst den Spaß an Deinem Beruf!

Denk aber auch noch an die Tipps über die erste Notaufnahme und Intensivstation, die Dir auch im Dienst helfen werden.

Dein Dr. Felix Findig


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