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Die Frauenheilkunde und Geburtshilfe stellt sich vor!







An dieser Stelle hat sich Dr. med. Claus Lattrich (Sprecher des Jungen Forum in der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.) den Fragen von Dr. Findig gestellt.


  1. Welche Erkrankungen und Patienten behandelt eine Fachärztin bzw. ein Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe?

    Es werden sämtliche Erkrankungen der Gebärmutter, der Eierstöcke, der Scheide und der Brust behandelt. Es werden fast nur Frauen behandelt, jedoch auch selten Männer mit Brustkrebs. Die Patientinnen können jedes Alter haben, ein Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe begleitet ähnlich einem Hausarzt die Frau auf ihrem Lebensweg.

  2. Wie sieht der Arbeitsalltag einer Fachärztin bzw. eines Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in der Klinik aus?

    Es gibt verschiedene Arbeitsbereiche. Zum einen die Geburtshilfe, in der die Ärztin die Schwangerschaft begleitet und etwaige Pathologien rechtzeitig erkennt und geeignete Therapien durchführt. Ein diagnostisches Instrument in der pränatalen Phase ist der hochauflösende Ultraschall. Die Geburt wird im Team mit einer Hebamme betreut und ggf. wird ärztlich eingegriffen, wenn der Geburtsablauf dies nötig erscheinen lässt. Des Weiteren werden die Frauen im Wochenbett begleitet.

    In der Frauenheilkunde wird die Ärztin hauptsächlich operativ tätig. Neben der Operation der Karzinome von Gebärmutter, Brust, Eierstock werden auch gutartige Veränderungen dieser Organe operativ korrigiert. Ein Teilgebiet ist die Urogynäkologie, die konservativ und operativ Pathologien des Beckenbodens der Frau behebt. Neben der Operation ist selbstverständlich die stationäre Betreuung der Patientin, sowie die prä- und postoperative Sprechstundensituation Inhalt der täglichen Arbeit eines Facharztes für Gynäkologie und Geburtshilfe.

    In der gynäkologischen Onkologie werden auch Chemotherapien durch die Fachärztin appliziert.

  3. Wie wird man eine Fachärztin bzw. ein Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe?

    Die Weiterbildungszeit beträgt 5 Jahre. Die genauen Konditionen sollte man bei der entsprechenden Landesärztekammer erfragen. Diese sind auch ein unbedingter Informationspartner, wenn es um die Weiterbildungsermächtigung des zukünftigen Chefs geht. Es kann nämlich nur die Zeit an einer Klinik zur Weiterbildung zum Facharzt angerechnet werden, für die eine Weiterbildungsermächtigung besteht.

  4. Kann jeder eine Fachärztin bzw. Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe werden?

    Jeder, der die Approbation erhalten hat.

  5. Kann man sich als Fachärztin bzw. Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe später niederlassen?

    Ein Großteil der Fachärzte lässt sich später nieder, da dies sehr gut möglich ist. Man kann mit verschiedenen Fortbildungen und den eigenen Neigungen Schwerpunkte setzen und das Profil der Praxis beeinflussen, z.B. eine spezielle Mädchensprechstunde oder Pränatalsprechstunde.

  6. Wie sieht der Arbeitsalltag einer Fachärztin bzw. eines Facharztes für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in der Praxis aus?

    Wenige Praxen führen ambulante Operationen durch, so dass der Schwerpunkt in der Praxis auf Krebsfrüherkennungsuntersuchungen, „Lebensabschnittberatungen“ (Kontrazeption, Schwangerschaft, Menopause), Diagnostik und Therapie bei z.B. Unterbauchschmerzen oder ungewollte Kinderlosigkeit liegt.

  7. Was fasziniert Sie so sehr an Ihrem Fachbereich?

    Die Vielseitigkeit des Faches und folgende Aspekte: Der Kontakt zu Patienten in jeder Altersstufe, nicht nur kranke Menschen (Geburtshilfe, Krebsfrüherkennung), die Möglichkeit operative und diagnostische Schwerpunkte zu setzten und die stete Möglichkeit aus der Klinik in eine Praxis zu wechseln.

  8. Welche Vorurteile bestehen gegenüber dem Beruf der Fachärztin bzw. des Facharztes für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, und was ist da dran?

    Reflexartige fällt der Ausdruck „Höhlenforscher“ ein. Natürlich ist die vaginale Untersuchung ein Instrument in der Diagnostik, dennoch nimmt dies im Kontext der Diagnostik und Therapie zeitlich einen solch kleinen Raum ein, dass der Begriff den Beruf nicht trifft.

    „Die Geburtshilfe ist anstrengend, aber sehr befriedigend.“ Ich kann diesem zustimmen, aber in puncto Anstrengung nicht mit anderen Fächern vergleichen. Denke, dass ein Dienst in der Notaufnahme der Chirurgie oder Inneren Medizin mit ähnlich wenig Schlaf kombiniert ist und dort das befriedigende Ziel der Behandlung nicht so klar wie in der Geburtshilfe definiert ist.

  9. Wie unterstützen die Fachgesellschaften und der Berufsverband einen Berufsanfänger auf dem Weg zur Fachärztin bzw. zum Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe?

    Es gibt zum einen das „Junge Forum“ der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe“ in dem alle Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung Gehör finden (www.dggg.de/junges-forum-naggid). Des Weiteren sitzt ein Vertreter des Jungen Forum im Vorstand der Fachgesellschaft. Jährlich wird zur Netzwerkbildung eine kombinierte Weiterbildungs-Ski-Reise organisiert (www.gynski.de).

    Moderne Kommunikationswege werden mit der Facebook-ähnlichen Plattform „GynGoPedia“ beschritten.

    Eine Kursübersicht wird durch die Deutsche Akademie für Gynäkologie und Geburtshilfe (DAGG) koordiniert. Unter ihrem Dach finden sich qualitativ hochwertige Weiterbildungsangebote (www.dggg.de/akademie-dagg).

  10. Wem würden Sie empfehlen, eine Fachärztin bzw. ein Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe zu werden?

    Jedem, dem das oben beschriebene Tätigkeitsgebiet liegt und davon überzeugt ist in den manchmal sensiblen/intimen Bereichen das nötige Fingerspitzengefühl zu besitzen.


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